Pfarrer sollen heiraten und Priesterinnen zugelassen werden dürfen. In der Öffentlichkeit werden die Stimmen lauter, die ein Umdenken in der Katholischen Kirche fordern. Doch wie sehr sind Zölibat und Weihevorbot von Frauen in Stein gemeißelt? Kann der Papst alles ändern? Sabine Konrad, Leiterin des Instituts für Kanonisches Recht an der Universität Graz, schildert im Interview die Hintergründe.
Ein steirischer Pfarrer legte kürzlich sein Amt zurück, weil er mit einer Frau zusammenleben möchte. Die Schlagzeile hat die Diskussion über eine Abschaffung des Zölibats erneut angeheizt. Wer könnte die Ehelosigkeit von Priestern überhaupt aufheben?
Sabine Konrad: Grundsätzlich kennen wir in der Katholischen Kirche mehrere rechtliche Ordnungen. Das Naturrecht und das göttliche Recht, dessen Grundlage die Heilige Schrift und die Offenbarung bildet, wie etwa die Zehn Gebote und die Unauflöslichkeit der Ehe. Und das Kirchenrecht, in dem auch der Zölibat verankert ist. Da der Papst in der Universalkirche die Gesetzgebungsgewalt hat, könnte er das ändern.
Er muss niemanden um Zustimmung bitten?
Konrad: Da es sich um eine gravierende Änderung handelt, würde er das wohl kaum ohne die entsprechende Mehrheit der kirchlichen Amtsträger tun. Denn es könnte sonst sogar eine Spaltung nach sich ziehen. Wir dürfen nicht vergessen, die Debatte über das Zölibat findet vor allem in Mitteleuropa statt. Und das ist nur ein Ausschnitt in der Weltkirche.
Dabei gibt es doch auch verheiratete katholische Priester?
Konrad: Ja, zum Beispiel in der Ukrainisch Griechisch-Katholischen Kirche, wo sich aus der orthodoxen Tradition heraus diese Sonderform entwickelt hat. Die Bedingung ist, die Hochzeit muss vor der Weihe stattfinden. Und wenn vormals evangelische Pastoren zum katholischen Glauben konvertiert sind, dürfen diese mit Zustimmung des Bischofs geweiht werden und verheiratet das Priesteramt ausüben.
Kann der Papst auch verordnen, dass Frauen als Priesterinnen zugelassen werden?
Konrad: Das Weiheverbot von Frauen wurde 1994 durch Papst Johannes Paul II. in das allgemeine Glaubensgut aufgenommen. Das kann nun selbst der Papst nicht mehr ändern. Auch dieses Thema wird derzeit vor allem in deutschsprachigen Ländern diskutiert. In anderen EU-Ländern – wie Kroatien – beschränken sich Studentinnen an einigen Fakultäten ausschließlich auf das Lehramt, die Fachtheologie ist oft männlich dominiert. Für TheologInnen, die keine Priester sind, gibt es keine Anstellungsmöglichkeiten, weil es aufgrund der hohen Anzahl an Priestern und deren Nachwuchs keinen Bedarf an Seelsorge durch Laien gibt.